Ganzer Dossier auf der Seite 10
Es besteht kein Zweifel daran, dass die Welt rund um den Zirkus mit Tieren seit einigen Jahren in Frage gestellt wird. Die Gründe dafür sind vielfältig: Es gibt ein verändertes ethisches Bewusstsein, kritische Aspekte, die erst vor ein paar Jahren bekannt geworden sind. Shows ohne Tiere haben sich entfaltet, und sind vom Publikum sehr geschätzt. Starke Präsenz von Tierschutzorganisationen, die gegen die Ausnutzung von Tieren kämpfen, Zirkusse miteinbegriffen. All dies erzeugt Bewusstsein, Wissen löst Reaktionen in der Bevölkerung aus, die sich dadurch manchmal in Gesetze wandeln. In Europa und anderen Kontinenten wurden wichtige Ergebnisse erzielt. In der Schweiz ist es immer noch ein wenig schwierig, aufgrund der allgemeinen Denkweise "bei uns ist alles in Ordnung, die Gesetze hier sind schon streng genug". Aber auch hier bewegt sich etwas.
Nock hat nach 158 Jahren ihre Pforten geschlossen
Einige Evolutionsbiologen argumentieren, dass es ein Phänomen gibt, eine Form der kulturellen Reichweite, genannt "moralischer Zeitgeist", der sich verändert und sich sehr schnell entwickelt. In jeder Gesellschaft gibt es ein mysteriöses gemeinsames Gefühl, das sich im Laufe der Jahrzehnte verändert, das genau wird mit dem Begriff Zeitgeist definiert.( 1 Auszug aus: Richard Dawkins, L'illusione di Dio (The God Delusion), Arnoldo Mondadori Editore, 2007). Was heute mit dem Zirkus Nock geschehen ist, wäre noch vor 20 Jahren undenkbar gewesen, aber es ist passiert. Die Dinge ändern sich also: Die Leute fangen an, andere Shows zu bevorzugen, als Zirkusvorführungen mit Tieren; vielleicht, weil man den Zirkus als unzeitgemäss, oder altmodisch empfindet, der im dritten Jahrtausend kaum einen Platz in einer zivilisierten Gesellschaft hat. Darüber hinaus tut sich der Zirkus schwer, auch geeignete Standplätze zu finden: Die zunehmend restriktiven Gesetze über das Gefangenhalten von Tieren stellen ein grosses Problem für Zirkusfamilien dar; dies wird durch den moralischen Zeitgeist gegeben, der sich ändert.
Was ist mit den anderen Schweizer Zirkussen mit Tieren?
Im Jahr 2015 stellte der Schweizer Tierschutz fest, dass "die Zirkusse Knie und Royal ihre wilden Tiere in Übereinstimmung mit dem Gesetz halten", aber sie waren mit den rechtlichen Ausnahmen nicht zufrieden, die Zirkussen gewährt werden, wie beispielsweise einige Ausnahmen der Tierschutzverordnungen. Der Zirkus Knie (mit seinem Zoo in Rapperswil) hat noch etwa fünfzig verschiedene Tierrassen, darunter Giraffen, Elefanten, Kamele, Erdmännchen. Tiere, die in unseren Breitengraden unter ganz anderen Umständen leben, und sicher nicht ihren Bedürfnisse entsprechen. Hierzu muss erwähnt werden, dass der Schweizer Nationalzirkus seit mehreren Jahren keine Showeinlagen mit Tigern oder Löwen macht. 2016 war die letzte Showeinlage mit Elefanten, damit hat er eine fast 100jährige Familientradition gebrochen. Auch das ist ein Signal für die Veränderung, eine Evolution zu Spektakeln mit Clowns, Jongleure, Trapezkünstler und anderen humane Akrobaten.
Keine Shows mehr mit Löwen, Tigern oder Elefanten
Im März 2018 überreichten drei Tierrechtsorganisationen eine Petition an den Bundesrat mit diesem Antrag, der über 70.000 Unterschriften gesammelt hat. Leider gehört die Schweiz nicht zu den (stetig wachsenden) europäischen Ländern, die Beschränkungen oder Verbote für die Haltung von Wildtieren oder generell im Hinblick aller Tierrassen in Zirkussen eingeführt haben. Tatsächlich gibt es hier "besondere" Vorschriften, die es Zirkussen erlauben, Wildtiere in noch kleineren Gehegen zu halten, als die, die bereits in Zooanlagen kritikwürdig sind! Strassendemonstrationen, parlamentarische Anfragen und sogar Strafanzeigen machen es denjenigen nicht leicht, die immer noch auf diese "Shows" bestehen; dennoch will der Bundesrat den einzelnen Zirkusunternehmen weiterhin einen weiten Entscheidungsspielraum lassen, und verzichtet auf ein gesetzliches Verbot über die Verwendung von Wildtieren in Zirkussen.
Wie sieht die Situation in der Welt aus?
Obwohl die ideale Situation und eine befriedigende Lösung noch in der Ferne liegt, sind die Veränderungen, die ausserhalb der nationalen Grenzen beobachtet werden, ermutigend. Bolivien hat 2009 ein Gesetz verabschiedet, das die Verwendung von Tieren – wild oder heimisch – in Zirkussen verbietet, sie argumentieren damit, dass die Verwendung von nicht-humanen Tieren für diese Spektakel, ein " Akt der Grausamkeit darstellt". Das erste europäische Land, das die Verwendung von Tieren in Zirkussen auf Gebietsebene komplett verbot ist Griechenland, das war im Februar 2012. In Ländern wie Spanien, Irland, Grossbritannien, Argentinien, Chile, Brasilien, Kanada, Mexiko und den Vereinigten Staaten wurden lokale Verbote oder Beschränkungen eingeführt. Vor allem in den Vereinigten Staaten, in San Francisco (2015), in Los Angeles und in New York (2017) wurden Wildtiere in Zirkussen verboten und generell in allen Shows, in denen Tiere direkten Kontakt mit dem Publikum haben. Vor kurzem, im Mai dieses Jahres, hat die Regierung in Grossbritannien ausdrücklich ihre Absicht bekundet, ein Verbot über die Verwendung von Wildtieren in Zirkussen einzuführen. Ein typisches Beispiel ist der Fall von Frankreich. Im Juni dieses Jahres wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die sich aus 15 Abgeordneten - aus verschiedenen politischen Bereichen - 11 Verbände, 10 Persönlichkeiten und 2 Senatoren zusammensetzt, mit dem spezifischen Ziel, ein Gesetz auszuarbeiten, um die Verwendung von Wildtieren in Zirkussen zu verbieten; laut einer 2019 durchgeführten Umfrage sind 67 % der Franzosen für ein Verbot für Wildtiere in Zirkussen. Andere Staaten, die Verbote für die Verwendung von Wildtieren in Zirkussen eingeführt oder durchgesetzt haben, sind Österreich, Bosnien-Herzegowina, Kolumbien, Costa Rica, Kroatien, Zypern, El Salvador, Estland, Guatemala, Israel, Italien, Luxemburg, Mazedonien , Malta, Niederlande, Paraguay, Peru, Rumänien, Singapur, Slowenien und Slowakei.
Ihre Eintrittskarte, sind ihre Fesseln!
Der moralische Zeitgeist nimmt seinen Lauf auf der ganzen Welt, es ist an der Zeit, dass unsere Politiker dies erkennen und endlich auch zu diesem Thema Stellung beziehen. Sklaverei ist kein Spektakel und sollte in keiner Weise toleriert, geschweige denn finanziert werden. Im November nächsten Jahres, anlässlich der Tour des Zirkus Knie im Tessin, werden wir wie üblich auf der Piazza Dante in Lugano mit einem Informationsstand und einer bunten Veranstaltung das Bewusstsein der Öffentlichkeit sensibilisieren: Schliessen Sie sich bitte uns an, um Zirkusse zu begrüssen, aber ohne Tiere!